Du bist Liebe und Verbundenheit

Wir können herausfinden, was unsere Muster und bekannten Bewegungen sind, auf gedanklicher, körperlicher und emotionaler Ebene. Dann haben wir schon etwas erkannt.

Freiheit und Liebe ist aber unabhängig davon da. Ich muss nichts machen oder erreichen, um geliebt zu werden oder wertvoll zu sein. Ich bin willkommen und wertvoll, so wie ich bin.

Das heißt nicht, dass nicht bestimmte Verhaltensweisen oder Muster ungesund, unangenehm und nicht wünschenswert wären.

Wertvoll und willkommen ist das, was unabhängig von den gelernten Mustern existiert. Es gibt einen Teil, der nicht von den Mustern betroffen ist und das ist meine Existenz und nicht das „ich“, über das ich mir Geschichten erzähle. Diese Existenz ist willkommen, ist Liebe und ist ganz vollkommen und wunderbar. Und dazu muss ich gar nichts tun.

Es ist vielleicht so, wie als eine Pflanze oder ein wunderbares Lebewesen, als das wir geboren werden und dann werden wir immer mehr identifiziert mit der Kultur und dem, was wir erzählt bekommen, was uns für Werte zugesprochen oder abgesprochen werden. Und damit wird die eigene Existenz unsichtbar, ist mehr Teil von der Kultur oder dem System, mit dessen Hilfe wir heranwachsen, gedeihen und in Abhängigkeit existieren können.

Wir entdecken die eigenen Muster, um nicht mehr damit identifiziert zu sein, um zu merken, dass ich mich davon befreit bewegen kann, davon unabhängig existiere. Selbst wenn ich mir immer sage, dass ich so und so bin, existiere ich auch noch in anderen Varianten und es gibt einen Teil, der unabhängig von dem was ich mir erzähle, atmet, lebt und sich bewegt.

Wenn ich lerne, dem wieder vertrauen zu dürfen, dh meiner Präsenz und Existenz, als die ich auch geboren wurde, zu erleben und kennenzulernen, dann werden die Muster immer sichtbarer, bewußter und greifbarer. Ich kann sie immer wieder identifizieren, beschreiben, ohne dem Inhalt automatisch zu folgen oder zu glauben.

Indem ich trainiere alles einzuladen und kennenzulernen, was mich ausmacht, dh auch herausfinde, wie ich mich bekämpfe und verabscheue, diszipliniere oder lobe, lerne ich mich und meine „Geschichten“ kennen. In jedem Moment, in dem ich alle Anteile willkommen heisse, spüre, wahrnehme und einlade, egal ob gedanklich oder körperlich, dann ist auch Raum, meine wahre Existenz wahrzunehmen und zu sein. Dann bin ich auch mit dem in Verbindung, was ich noch bin, nämlich Liebe, Verbundenheit und Präsenz. Und Schritt für Schritt, mit jeder Erfahrung können wir so mehr uns lieben lernen und weniger damit identifiziert sein, was wir gelernt haben zu sein.

Mir erscheint es wichtig, in dem Kontext daran zu erinnern, warum wir diese Muster oder Verhaltensweisen gelernt haben. Friedlich diese Automatismen ansehen zu können und zu vertrauen, dass sie mit der besten Absicht entwickelt und verfeinert wurden. In einer Zeit, als genau das, das Beste gewesen ist, was wir haben machen können. Wir alle kommen als abhängige Neugeborene auf die Welt und verfügen über Anpassungsmechanismen, die uns ermöglichen, in weltweit sehr unterschiedlichen Umständen aufzuwachsen und zurechtzukommen. Unser eigenes System, unser Organismus ist darauf ausgerichtet zu wachsen und verbunden zu sein. Genau das haben wir auch schon im Mutterleib gemacht. Und dieser Mechanismus ist mehr als nur unser eigener Körper, es ist die Gesellschaft um uns herum, unsere Familie, unsere Kultur. In der Abhängigkeit entwickeln wir unsere Fähigkeiten innerhalb einer bestimmten Einschränkung und diese gleichen Fähigkeiten können wir weiter im Leben nutzen auch ohne, dass die Umstände die gleichen bleiben müssen.

Ich halte es für die interessante Herausforderung und Aufgabe im eigenen Leben, diese entwickelten Fähigkeiten einbringen zu können, so dass es nährend für mich ist. Und dann feststellen zu können, dass dies auch in meinem Umfeld nährend und wünschenswert ist. Die gleiche Fähigkeit, die einmal notwendige Trace gewesen ist, um mich einzufügen, maximal sicher und gesund heranwachsen zu können, ist heute mein besonderer Wert, den ich in die Welt bringen kann. Ich erlebe das immer wieder als sehr erfüllend, diese Vollkommenheit zu entdecken. Zu merken, dass ich schon alles habe, was ich brauche um verbunden und glücklich zu sein.

Genauso wie diese Anpassungsstrategien anfangs lebensnotwendig sind, können sie später in einem anderen Zusammenhang nicht mehr hilfreich oder sogar hinderlich sein. Dann ist es sinnvoll, diese Energie zur Verfügung zu haben für aktuelle Herausforderungen. Viele Anpassungsstrategien lernen wir als Kinder und Jugendliche, wenn wir als abhängige Menschen heranwachsen. Später, als erwachsene Menschen, ist es gut, diese Mechanismen, Glaubenssätze und Handlungsweisen neu zu hinterfragen und zu überprüfen. Sind sie für mich heute hilfreich, gesund und unterstützend? Das eigene Umfeld verändert sich und wir werden unabhängig und selbständig. Wir erschaffen uns eine Welt, die unseren eigenen Bedürfnissen entspricht und darin werden wir immer potenter. Und je mehr wir uns die Welt erschaffen können, wie wir sie für unsere eigenen Bedürfnisse benötigen, desto mehr werden gelernte Mechanismen sichtbar, die überflüssig geworden sind.

Wenn wir körperliche Einschränkungen haben, ist dieser Mechanismus sehr verständlich. Ich verletze mir beispielsweise die rechte Hand und lerne dann alternativ die linke Hand einzusetzen und auszubilden. Je nachdem, wie lange ich auf die rechte Hand verzichten musste, können sich mehr Anpassungen ergeben, kann ich aus der Limitierung heraus neue Fähigkeiten entwickeln. Vielleicht lerne ich, mit der linken Hand zu greifen, vielleicht sogar zu schreiben. Steht dann nach Heilung der rechten Hand diese wieder zur Verfügung, kann ich beide Hände benutzen und doch bleiben Anpassungsmerkmale noch vorhanden, die ich auflösen kann. Vielleicht habe ich den rechten Arm besonders still gehalten, mehr als normal, um weniger schmerzhafte Bewegungen in die rechte Hand zu bringen. Ich habe also die Muskulatur der rechten Hand und des rechten Armes weniger benutzt und eher festgehalten, was in der Heilungsphase wichtig war, später aber nicht mehr nötig. Dann braucht der rechte Arm Aufmerksamkeit, Bewegung und Training, um wieder ganz gebraucht und einsatzfähig zu sein und die Fähigkeiten der linken Hand verschwinden deswegen nicht gleich wieder. Wir können die gelernten und trainierten Fähigkeiten weiter nutzen auch ohne uns gleich wieder die rechte Hand verletzen zu müssen. Und genauso verhält es sich auch mit anderen Anpassungsfähigkeiten. Ich kann diese Fähigkeiten nutzen ohne mich erneut in eine traumatische Situation begeben zu müssen. Und dann kann es wundervoll sein, diese Fähigkeiten als persönliche Kompetenz zu erleben und zu nutzen.